Stromclouds: haben ihren Preis
Lohnen sich die Cloudtarive oder eine Community für Photovoltaik- Betreiber von PV-Anlagen? Meistens lohnt es sich nicht.
Komplexe Vertrags- und auch Preisbedingungen erschweren den Vergleich mit anderen Stromtarifen.
Eine Stromcloud – was ist das überhaupt?
Eine Stromcloud oder auch Stromcommunity verspricht, den Strom aus eurer Photovoltaikanlage zu "speichern", damit Ihr nicht zusätzlich Strom von einen zusätzlichen Stromanbieter kaufen müsst, wenn Eure Anlage gerade nicht genug Strom produziert. Denn in der Praxis könnt Ihr nicht so viel Strom selbst erzeugen, wie Ihr auch verbraucht.
Eure Photovoltaikanlage liefert am Tag Strom, den Ihr meist auch nur zum Teil verbraucht und somit Überschüsse die Ihr gegen eine Vergütung ins Stromnetz einspeist. Nachts und bei sehr schlechten Wetter, so wie wenn Schnee auf den Modulen liegt oder auch wenn viele Haushaltsgeräte gleichzeitig laufen, beziehst Du den zusätzlich Strom den Du benötigst vom Stromversorger aus dem Netz.
Batteriespeicher können den Photovoltaik- Strom speichern und so dafür sorgen, dass Ihr dann deutlich weniger Strom aus dem Netz beziehen müsst. Doch auch bei Photovoltaikanlagen mit Batteriespeichern müsst Ihr meist zwischen 20 bis 40 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs noch zukaufen. Das liegt vor allem daran, dass im Winterhalbjahr nur wenig der jährlichen Sonneneinstrahlung zur Verfügung steht und besonders die lange dunklen Monate wie der November und Dezember wenig Photovoltaik- Strom vom Dach kommt.
Deshalb haben sich die Anbieter von Batteriespeichern und Photovoltaikanlagen, sowie einige Stromversorger, die auf dem Photovoltaikmarkt recht aktiv sind die Stromcloud ausgedacht. Die Anbieter nennen diese Tarife wie "Cloudstrom", "Community" oder „Stromflat".
Die Kosten und Verträge
Wenn Ihr Strom aus der Cloud oder Community bezieht ist es finanziell kaum attraktiver als beim üblichem Stromanbieter. Ihr speist euren überschüssigen Photovoltaik- Strom ins Netz und erhalten dafür eure 20 jährige Vergütung aus dem EEG. Für den Reststrom, den Ihr aus dem Netz beziehen müsst, zahlt Ihr alle Netzdurchleitungs-, Beschaffungs- Preise und natürlich auch die gesetzlichen Abgaben, wie bei anderen Strombezugsanbietern auch. Es gibt also keine Kostenersparnis, die ein Stromversorger an euch als Preisnachlass weitergeben könnte.
So beinhalten die umfangreichen und für uns Laien kaum verständlichen Vertrags- und AGB Klauseln. Es sind nur schwer nachvollziehbare Preis- und Abrechnungsverfahren. Ein Preisvergleich zwischen den Stromcloud. So wie Community Anbietern und dem Bezug für euren Reststrom von einem normalen Versorger wird euch damit praktisch fast unmöglich gemacht.
Daher sind diese Tarife und Verträge auch so kompliziert, weil die von euch in die Cloud, Community und aus der Cloud, Community geflossenen Strommengen mit zusätzlichen, wie Überschüssen und Mehrverbräuchen gegeneinander verrechnet werden. Nicht nur das, diese werden auch mit unterschiedlichen Preisen bewertet.
Wenn sich der Stromverbrauch bei euch sich verändert, passt der Cloud-, Community- Anbieter die Mengen und natürlich auch den Preise nach einer noch nicht einmal transparenten Berechnung an.
Manche Anbieter so wie EON haben die Begeisterung für diese Tarife und Angebote inzwischen eingestellt.
Nachteile von Cloudtarifen
Wenn Ihr euch für einen Cloud oder Community- Tarif interessiert, müsst Ihr euch auf komplizierte Vertrags- und Preismodelle einstellen, die wie schon gesagt sehr schwer durchschaubar sind.
Wenn Ihr meinen YouTube-Kanal Tesla Hotte abonniert habt, habt Ihr sicherlich auch das Gespräch mit der Firma Sonnen gesehen. Allein da wurde nicht ganz klar wie die sonnenFlate X berechnet wird.
Die Kosten sind meistens höher, als wenn Ihr euren Reststrom vom günstigen Anbieter bezieht. Einen kleinen Pluspunkt kann ich aber der Firma Sonnen zugestehen, es ist etwas günstiger als ein normaler Stromanbieter. Aber es gibt noch weitere wichtige Aspekte, die zum Nachteil für euch werden können.
Meistens wird ein zu großer Batteriespeicher gefordert.
Am meisten wird die Cloud oder die Community beim Kauf einer Photovoltaikanlage vom jeweiligen Verkäufer oder Batteriehersteller angeboten. Sehr oft wird die Größe des Batteriespeichers viel zu groß und damit vollkommen unnötig teuer verkauft. Allein das kann einen möglichen Kostenvorteil der Cloud oder Community gegenüber dem Netzstrombezug kaputt machen.
Welche Variationen gibt es
Die Cloud oder Community besteht aus mehreren zusammen gesetzten Komponenten, die je nach Anbieter unterschiedlich zusammengefast sind. Das sind:
- Die Tarife beinhalten einen festen monatliche Pauschalpreis, die eine bestimmte Menge Stromverbrauch und Strombezug aus der Cloud oder Community beinhaltet.
- Der von euch ins Netz eingespeiste Strom wird vergütet oder nicht vergütet oder natürlich auch mit der aus dem Netz zurück bezogenen Strommenge verrechnet.
- Nicht abgerufene Strommengen innerhalb der Cloud-Strommenge können auch noch verfallen. Hier hat die Firma Sonnen allerdings eine andere Lösung. Denn die Freistrommenge die nicht von euch genutzt wird, zahlt Sonnen zum Strompreis am Jahresende aus. Dieser Preis ist Ortsabhängig, also welcher Netzbetreiber ist bei euch zuständig. Bei mir ist es die WEMAG und es sind dann 0,34€ pro kWh (12.12.2021)
- Zusätzlicher Strombezug über die Cloud oder Community- Menge hinaus wird zusätzlich berechnet. Bei mir wieder 0,34€ pro kWh inkl. Smartmeter.
Aber bei manchen Anbietern führt es in Folgejahren zu einer höheren monatlichen Pauschale. - Meistens ist auch der Kauf einer Photovoltaikanlage mit einen Batteriespeichers von einem speziellen Anbieter nötig, um Cloud oder einer Community beitreten zu können.
- Bei einzelnen Anbietern, so wie bei der Firma Sonnen erhaltet Ihr als Anlagen- Betreiber eine sogenannte Vergütung dafür, dass der Cloud oder Community- Betreiber den Batteriespeicher für deren Netzdienstleistungen nutzen darf. Die Vergütung erfolgt als vertraglich vereinbarter Geldbetrag oder als kostenlos gelieferte Strommenge. Bei Firma Sonnen wird ein fester Betrag einmal im Jahr ausgezahlt.
Damit sind Cloud- so wie Community- Verträge wenig transparent und den Vergleich untereinander mit normalen Stromanbietern sehr schwierig.
Auch steuerlich gesehen nicht so einfach
Wie sich Cloud- und Community- Tarife auf die steuerliche Behandlung der gesamten Photovoltaikanlage auswirken, hat sich die Finanzverwaltung bisher nicht eindeutig geäußert. Aber die komplizierten Tarif und Vertragskonstruktionen machen die bisher schon nicht einfache Steuerabwicklung unübersichtlicher. Die Hoffnung, durch die Cloud oder Community würde sich die steuerliche Behandlung einer Photovoltaikanlage als unternehmerische Tätigkeit eventuell erübrigen und erfüllt sich bei näherer Betrachtung wohl nicht.